Cardigan Welsh Corgi
Rasseportrait

 

 

     
von Susanne Mahler
© 2012
   
     
     

Der Corgi  - eine uralte Hunderasse aus Wales -

   

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über den Corgi datieren bereits etwa aus dem Jahre 920 n. Chr. Damals erließ der englische Herzog Howell the Good ein Gesetz, in dem es sinngemäß hieß:

Wer einen Corgi stiehlt oder tötet, wird schwer bestraft.

Sein Wert glich dem eines Stieres. Daraus kann man erkennen, dass der Corgi damals ein unersetzlicher, wertvoller Helfer und Arbeitshund der Bauern in Wales gewesen ist.

Corgwn heißen die Corgis auf Walisisch - aber die walisische Sprache und erst recht die Aussprache oder die Theorien über die Namensentstehung wären ein Thema für sich. Bleiben wir einfach bei Corgi.
 

     
     

Theorien zur Entstehung der Rasse

     
 

 

 


Welsh Sheepdog

 

Natürlich gab es den Corgi schon längst bevor er erstmals schriftlich erwähnt wurde, es gibt dazu verschiedene Theorien.

Bereits lange in der Zeitrechnung, etwa 1200 v. Chr., sollen Hunde dieser Art mit den kurzen Beinen von den Kelten mit nach Wales gebracht worden sein, man bezieht sich dabei unter anderem auf die Ähnlichkeit des Pembroke Welsh Corgi mit dem belgischen Schiperke. Nach anderen Meinungen sind diese Hunde mit den Invasionen der Wikinger nach Wales gelangt, oder auch umgekehrt heißt es, von den Wikingern wurden diese kurzbeinigen Hunde mit zurück nach Schweden genommen. Diese Theorie wird auf die große Ähnlichkeit mit dem schwedischen Västgötaspets gestützt.

Beide dieser Rassen – Schiperke u. Västgötaspets - werden auch noch heute, genau wie der Pembroke Welsh Corgi, gelegentlich mit genetisch bedingter Kurzrute gesund geboren, was auf eine enge Verwandtschaft hindeutet.

Den Cardigan Welsh Corgi gibt es allerdings niemals mit angeborener Kurzrute. Der Cardigan zählt zu den ältesten Hütehundrassen. Wahrscheinlich haben bei seiner Entwicklung auch mehr die alten walisischen Schäferhundrassen, wie z.B. die Vorfahren des Welsh Sheepdog u.ä., eine Rolle gespielt, woraus sich auch die Farbenvielfalt der Cardigans erklären ließe. Auch eine Verwandtschaft zum Lancashire Heeler, einem ebenfalls kurzbeinigen Treibhund aus der Grafschaft Lancashire nördlich von Cardiganshire, ist offensichtlich. Beim Lancashire Heeler handelt es sich jedoch nicht um eine heute von der FCI anerkannte Rasse.

Die enge Verwandtschaft der Cardigan und Pembroke Corgis ist jedenfalls mehr als offensichtlich. Beide Rassen hatten die gleichen Aufgaben. Was beide Rassen am meisten getrennt hat, war sicherlich das Cambrian Gebirge inmitten von Wales, mit den Provinzen Cardiganshire im Norden und Pembrokeshire im Süden. 
 


Schiperke
 

Västgötaspets
 

Lancashire Heeler
 
     
     
Die Welsh Corgis - Cardigan und Pembroke -  
     


Zwei Pembroke Hündinnen mit
Cardigan Hündin in ihrer Mitte

Bis jetzt reden wir einfach nur von „dem Corgi“. Im Norden von Wales in der Grafschaft Cardiganshire war der Corgi insgesamt etwas größer, schwerer im Knochenbau und länger im Körperbau und hatte immer eine lange Rute. Der Corgi in der südwestwalisischen Grafschaft Pembrokeshire war etwas kleiner, kürzer im Gebäude und es gab ihn auch mit angeborener Kurzrute. Cardiganshire und Pembrokeshire sind geographisch durch das Cambrian-Gebirge voneinander getrennt, so dass sich diese zwei verschiedenen Corgi-Rassen, nämlich der Welsh Corgi Cardigan und der Welsh Corgi Pembroke, entwickelten, obwohl sie die gleichen Aufgaben und viele Ähnlichkeiten im Exterieur hatten. Wir wollen uns hier mit dem Welsh Corgi Cardigan, kurz Cardigan genannt, befassen.

     
     
     

Historie

     
     
Die Anfänge der Dokumentation und Organisation
in der Zucht in Großbritannien
     

Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts änderten sich die Zeiten, es gab mehr Zäune und Maschinen und weniger Arbeit für die Hunde. Die Zucht der Rassehunde allgemein schlug eine andere Richtung ein. Engagierte Züchter und Liebhaber der Hunde schlossen sich zusammen, es wurden Rassestandards erstellt und es wurde beliebter, die Hunde auf Ausstellungen zu zeigen.

Im Mai 1926 gründeten in Großbritannien zehn Personen zur Wiedererweckung der Zucht des alten Typs des Cardigan Corgi den ersten Cardigan Corgi Club, der heute immer noch existiert und bekannt ist als die „Cardigan Welsh Corgi Association“ (CWCA).


 


Mon, rot-weißer Rüde, die Stammbäume
aller Cardigans gehen auf ihn zurück.

Dabei wurden die beiden Corgi-Rassen – Cardigan und Pembroke - durch den Kennel Club in Großbritannien zuerst im Jahre 1925 gemeinsam als Welsh Corgis zusammengefasst und auch in der Zucht gelegentlich nicht voneinander getrennt. Es wurde einfach von Fall zu Fall je nach Typ des Hundes entschieden, ob es sich um einen Cardigan oder einen Pembroke handelte. Dies änderte sich im Jahr 1934, Welsh Corgi Cardigan und Welsh Corgi Pembroke sind seitdem vom Kennel Club in Großbritannien als zwei Rassen eingetragen, eine Vermischung hat nicht mehr stattgefunden. Für beide Rassen gibt es einen eigenen Standard und es werden separarte CC's vergeben.  Es handelt sich also tatsächlich um zwei Rassen, die Bezeichnung "Varietäten" ist falsch.

     

Damit hat die Zeit begonnen, in der die Entwicklung der Zucht dokumentiert ist.  So lassen sich alle Ahnentafeln unserer heutigen Cardigans zurückverfolgen auf ihre Ahnen bis in diese vergangene Zeit. 

Mon war noch nicht registriert, ist aber ein Vorfahre aller heutigen Cardigans. Bob Llwyd bildete den Grundstein für die Zucht. Sein Sohn Ch. Golden Arrow (geb. 1928) und die Hündin Ch. Nell of Twyn (geb. 1925) erhielten 1931 als erste Cardigans den Championtitel.

Spannend ist die Historie. Der Cardigan Welsh Corgi Association (CWCA) gebührt Respekt und Dank, dass so vieles aus der Geschichte der Cardigans und der CWCA nachvollziehbar erhalten geblieben ist.  In den Veröffentlichungen der CWCA lassen sich umfangreiche Informationen finden.
 


Bob Llwyd, rot-weißer Rüde
 

Ch. Golden Arrow, sable-white Rüde geb.1928
 
Ch. Geler Carassa, blue merle Hündin geb.1930

Cardigan Corgis auf der Bingley Hall Show 1931
     
     
Die Entwicklung der Zucht  in Deutschland
     

Während die Zucht des Pembrokes durch den Einzug dieser Hunde in den 1930er Jahren ins englische Königshaus florierte, gab es leider immer weniger Züchter, die sich der Zucht der Cardigans annahmen. Auch heute noch, selbst in Großbritannien, werden nur wenige Cardigans gezüchtet.

Bei uns in Deutschland gibt es den Cardigan offiziell seit 1974. Die ersten importierten Cardigans aus Großbritannien und den Niederlanden wurden damals in das Zuchtbuch des Clubs für Britische Hütehunde eingetragen. Der Club für Britische Hütehunde ist Mitgliedsverein im VDH und der FCI. Die Zucht unterliegt den Regeln der Zuchtordnung des Clubs für Britische Hütehunde bzw. des VDH.

 

Mit der Zuchtbuchnummer 1 wurde 1974 der englische Rüde "Rowbarge Delaney", geb. 1966, eingetragen. Zusammen mit der Hündin "Amiable Shira of the Royal Dog" aus den Niederlanden bildete er den Grundstock für die Zucht im Zwinger "zur Coermühle". Auch im Zwinger "von Casa Ursae" wurden im gleichen Jahr der Rüde "Downholme Red Dragon" und die Hündin "Downholme Pride of the Dale" aus England importiert. Im August 1974 fiel der erste deutsche Cardigan-Wurf im Zwinger "von Casae Ursae" und im September 1974 folgten Welpen im Zwinger "zur Coermühle", beide Würfe nach dem Rüden "Rowbarge Delaney".

Danach gingen die beiden englischen Cardigans aus dem Downholme-Kennel in die Zuchtstätte "aus Cingkalard", wo sie in den nachfolgenden Jahren für zahlreiche Nachkommen sorgten. Der Rüde "Downholme Red Dragon"  wurde Vater von 16 Cardigan-Würfen. Auch seine Nachkommen sorgten für die Zucht. Im Zwinger "aus Cingkalard" wurden insgesamt 23 Cardigan-Würfe gezüchtet in der Zeit von 1976 bis 1992, was neben 59 Würfen in 18 anderen Zwingern in dieser Zeit einen sehr großen Teil der in Deutschland gezüchteten Welpen ausgemacht hat.

     

tri. Rüde und sable Hündin "aus Cingkalard"
Anfang der 1980er Jahre

Aber es entstanden auch einige weitere Zuchtstätten, die über einen mehr oder weniger langen Zeitraum aktiv waren bzw. immer noch aktiv sind. In den Anfangsjahren wurden für die Zucht wertvolle Cardigans überwiegend aus England und aus den Niederlanden importiert. In neuerer Zeit sind Cardigans aus verschiedenen anderen Ländern hinzugekommen.

Die Züchter der ersten Cardigan-Würfe in Deutschland hatten noch große Probleme, geeignete Abnehmer für ihre Welpen zu finden. Auch in unserem jetzigen Jahrhundert werden im Vergleich zu anderen Rassen nicht viele Cardigans in Deutschland gezüchtet. Allerdings hat sich die Nachfrage gebessert und so ist auch die Anzahl der Würfe in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen.

     
     
     
Die Farben
     

Interessant für den Liebhaber des Cardigans ist die Vielfalt der Farben in dieser Rasse. Es gibt so viel zum Thema Farben, und noch mehr zur Vererbung der Farben, zu sagen, dass es einen eigenen Bericht füllen kann. Hier eine kleine Zusammenfassung, damit es nicht zu umfangreich wird.

So heißt es im Rassestandard bei den Farben: Jede Farbe.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass im Standard gleichzeitig auch ein schwarzer Nasenspiegel gefordert wird.

Also gibt es letztendlich doch nicht jede Farbe. Leberfarben oder red merle, verbunden mit einem braunen Nasenspiegel, oder Farbdilutionen verbunden mit einem rosa oder hellgrauen Nasenspiegel, wären nicht erlaubte Fehlfarben. Die Cardigans werden gezüchtet, jeweils mit weißen Abzeichen, in den Farben Rot, Brindle, Sable (Zobel), Tricolour und Blue merle. Gemeinsames Merkmal bei allen Farben sind die typischen weißen Abzeichen, die mehr oder weniger vorhanden sein können, z.B. weiße Blesse, ganz oder teilweise weißer Halskragen, weiße Brust/Bauch, Läufe und Pfoten und Rutenspitze. Weiß darf jedoch nicht vorherrschen.

Das Fell des Cardigans ist dabei stockhaarig. Das Deckhaar ist robust und wasserabweisend, die Unterwolle ist weich und reichlich vorhanden. Lt. Standard soll das Haar kurz bis mittellang sein. Erwähnenswert ist hier, dass ab und zu auch ein langhaariger Cardigan geboren wird, ein Fluffy. Die Fluffies sind zwar von der Zucht ausgeschlossen, haben aber durchaus ihre Liebhaber.

     
     
     


rote Hündin


Rot

Die roten Cardigans kommen vor in allen Farbtönen von hellem Gelb bis hin zu einem kräftigen, satten Rot.

 


roter Rüde
     
     
     



brindle-point-tricolour
Hündin mit hellen brindle-Abzeichen
 


Tricolour

schwarz-weiß mit Abzeichen, entweder mit roten oder mit brindle Abzeichen.

Mit roten Abzeichen nennt man die Farbe red-point-tricolour oder auch tan-point-tricolour.

Die schwarz-weißen Cardigans mit brindle Abzeichen bezeichnet man als brindle-point-tricolour.




brindle-point-tricolour
Hündin mit dunklen brindle-Abzeichen
 

brindle-point-tricolour
Rüde mit kaum ausgeprägten Abzeichen


Bei manchen tricolour-Cardigans sind die Abzeichen so minimal ausgeprägt, dass diese Hunde fast schwarz-weiß erscheinen, aber bei allen lassen sich zumindest kleinste rote oder brindle Abzeichen entdecken.

 

 


red-point-tricolour
Rüde mit roten Abzeichen
     

brindle-point-tricolour Hündin


brindle-p.tri.  und   red-p.tri.
 


red-point-tricolour Rüde
     
     
     


sable Hündin


Sable (Zobel)

unterscheidet sich von Rot durch die schwarzen Haarspitzen, die u.a. eine hübsche Maske im Gesicht mit dunklem Übergang in den Schulterbereich entstehen lassen.

 



sable Hündin

     
     
     




darkbrindle Rüde


Brindle

nennt man die gestromte Farbe der Cardigans. Die rote bzw. braune Grundfarbe variiert sehr von hellem bis dunklerem Rot bzw. Braun mit dunklerer bis fast schwarzer Stromung. Bei darkbrindle ist Grundfarbe sehr dunkel  mit leicht hellerer Stromung.




brindle Hündin

     
     
     


blue merle, zwei Rüden mit brindle Abzeichen


Blue merle

Die Grundfarbe ist ein unterschiedlich helles oder dunkles, silbriges Blau  mit schwarzen Flecken bzw. schwarzer Marmorierung. Ansonsten wie bei Tricolour mit roten Abzeichen oder mit  brindle Abzeichen.
 



blue merle Hündin mit roten Abzeichen
     
     
     
Der Corgi und seine Arbeit
- in vergangenen Zeiten und heute -
     

In frühen Zeiten wurde der Corgi von den Bauern in Wales in Großbritannien als Arbeits- und Hofhund sehr geschätzt und benötigt. Neben seinen Aufgaben als allseits einsatzbereiter Helfer und Bewacher des Hofes war er „hauptberuflich“ mit dem Treiben der Rinder auf die Weiden und zurück in den Stall und auch zu den oft weit entfernten Viehmärkten beschäftigt, was meist von einer kleineren Gruppe Corgis bewerkstelligt wurde. Um das Großvieh in die erwünschten Bahnen zu lenken, wurden sie von den Corgis in die Fesseln gebissen und so in Bewegung gebracht. Fremde Tiere mussten energisch von den eigenen Weiden ferngehalten werden. Diese selbstständige, resolute Arbeitsweise ist typisch für einen Treibhund bzw. Heeler und unterscheidet die Corgis von Hütehunden, die zum Hüten von Schafen eingesetzt werden. So dürfte z.B. ein Border Collie seine Schafe beim Hüten niemals beißen, ein Corgi muss jedoch selbst entscheiden, wie er das Großvieh dazu bringt, das Gewünschte zu tun.

   



 

„Diese kleinen Hunde treiben große Rinder?“

wird sich manch einer sicherlich wundern. Bedenken sollte man dabei, dass die Rinder und anderes Großvieh in früheren Zeiten nicht die heutige Masse und Größe hatten. Und sieht man genau hin, ist der Cardigan gar nicht so ein kleiner Hund. Die Beine sind eben kurz, schlägt ein Rind aus, hat es der wendige Cardigan nicht so weit, bis er am Boden geduckt ist und dem Huf so ausweicht.

 

Das Gewicht eines Cardigans liegt etwa zwischen 12 kg bei einer kleineren Hündin und bis zu ca. 20 kg bei einem Rüden. Die großen, aufrecht stehenden Ohren tragen das ihre dazu bei, um den Hund imposant und nicht so klein wirken zu lassen und das zu treibende Vieh zu beeindrucken. Auch die Kraft, die ein Cardigan einsetzen kann, ist nicht zu unterschätzen.

Für die Bauern in Cardiganshire war der Cardigan Corgi also eine unschätzbare Hilfe, genau wie es der nahe verwandte Pembroke Corgi für die Bauern aus der Provinz Pembrokshire war. Heute haben nicht mehr viele Corgis die Gelegenheit, diese Qualitäten unter Beweis zu stellen.



 


Aber wie man auf den Bildern sehen kann, sind diese Fähigkeiten noch immer vorhanden. Die Cardigan-Hündin (links) unterstützt ihre Besitzer bei der täglichen Arbeit mit ihren Galloway-Rindern. Der Cardigan-Rüde übt sich an Schafen. Mit großem Eifer und Freude ist er beim Hütetraining voll in seinem Element.
 


    (mehr über das Hüten mit Corgis ist auf dieser Homepage auf der Seite < Herding > zu finden)
     
     
Der Cardigan Corgi als Familienhund
Wesen und Charakter des Cardigans
     

Wer sich für einen Cardigan interessiert, wird sicherlich mehr über den Charakter und das Wesen wissen wollen, und sich nicht einen Hund der Farbe wegen aussuchen. Überhaupt ist der Cardigan weniger etwas zum Repräsentieren, aber die Vermutungen der Mitmenschen, welche verschiedenen Rassen wohl in diesem seltsamen Hund stecken, sind schon sehr unterhaltsam. Die meisten Freunde hat der Cardigan unter den Menschen, die einen Cardigan persönlich kennengelernt haben. Wer bis dahin meinte, dass diese Hunde doch sonderbar aussehen, sieht sie dann auf einmal mit anderen Augen, die Cardigans selbst belehren sie leicht eines Besseren.

   

Zum Wesen des Cardigans ist im Rassestandard weniger zu finden, es heißt, der Cardigan ist wachsam, ausgeglichen, weder scheu noch aggressiv. Dies sagt nicht soviel aus, es ist eben allgemein schwierig, das Wesen eines Hundes in Worte zu fassen.

Auf jeden Fall kann man sagen, dass der Cardigan nicht nervös, hektisch oder schreckhaft ist. Er ist sehr aufmerksam und an allem interessiert. Er mag keine Langeweile, die lässt er gar nicht erst aufkommen, und liebt die Abwechslung. Das können gern ausgedehnte Spaziergänge sein, aber es reichen auch kleinere Runden, wenn ansonsten noch einiges passiert.

Ab und zu ist im Zusammenhang mit dem Cardigan von dem Begriff „Managertyp“ die Rede, was durchaus zutreffend ist. Ein Hund, der wichtig und präsent ist und selten unauffällig im Hintergrund bleibt.

   

Die enorme Beweglichkeit, Wendigkeit und Schnelligkeit beim Cardigan ist sehr beeindruckend. Wer sie das erste Mal beim ausgelassenen Spiel beobachtet, ist meist sehr überrascht.

Auch am Lernen kann der Cardigan viel Freude entwickeln. Hundesport ist durchaus gut möglich, sehr geeignet ist z.B. Obedience.  Der Vorteil beim Obedience liegt auch darin, dass sehr positiv und mit viel Lob gearbeitet wird. Dort kann der Lerneifer und die Intelligenz des Cardigans gut genutzt werden. Seine in der Regel bestehende tiefe Bindung zum Hundeführer bringt die notwendige Motivation mit sich und eine Überforderung durch zu hohe körperliche Anstrengungen besteht nicht.


 

   

Im Bereich des Hundesports gibt es sehr vielfältige Angebote und Möglichkeiten, etwas Passendes zu finden. Der Cardigan bringt gute Vorraussetzungen mit. Er spielt gern und auch mit Leckerlis ist er leicht zu motivieren. Er versteht schnell, was verlangt wird, dadurch sind ständige Wiederholungen allerdings weniger beliebt.

Es sollte es selbstverständlich sein, dass ein Hund mit kurzen Beinen und langem Rücken nicht beim Hundesport über die höchsten Hürden springt. Aber wie gesagt gibt es auch viele Bereiche im Hundesport, die eine übertriebene oder ungünstige körperliche Belastung nicht erforderlich machen.

Cardigans freuen sich sehr, wenn sie mit dem Gelernten glänzen können, sind manchmal aber auch arg anderweitig beschäftigt, so dass dann nicht jeder Befehl sofort befolgt werden kann ...

     

Natürlich formt nicht nur das Training beim Hundesport, sondern vielmehr der tägliche Umgang das Benehmen eines Hundes. Der Cardigan braucht eine liebevolle, konsequente Erziehung. Liebevoll, weil er sonst auch ganz schön stur sein kann und konsequent, weil er bei Inkonsequenz auch sehr schnell lernt, dass man ja nicht immer gehorsam sein muss.

Der Cardigan ist ein selbstständiger Hund und damit auch gern bereit, eigene Entscheidungen zu treffen, wenn es sonst niemand übernimmt.

     

Die Wachsamkeit eines Cardigans ist sehr ausgeprägt, ihm entgeht nichts. Allerdings heißt das nicht, dass der Cardigan viel kläfft. Etwas Ungewöhnliches, wird meistens kurz und lautstark angezeigt, natürlich auch die Haustürklingel.

Wenn der Hundehalter dann die Situation selbst souverän in der Hand hat, besteht für den Cardigan keine Notwendigkeit, weiter zu kläffen. Natürlich ist dies auch eine Sache der Erziehung.
 

     

Auch eine große Kinderfreundlichkeit wird den Cardigans nachgesagt. Dafür spricht, dass der Cardigan nicht nervös reagiert, auch wenn es mal etwas lauter und wilder zugeht, wie es beim Zusammenleben mit Kindern eben vorkommt. Natürlich ist diese Kinderliebe nicht einfach angeboren, aber gerade Cardigans, die in einer Familie mit kleinen Kindern aufwachsen, lieben „ihre“ Kinder sehr. Meist beruht das auch auf Gegenseitigkeit.

     

Natürlich gilt hier, wie auch in allen anderen Lebensumständen, dass der Hund in seiner Jugend viele Möglichkeiten hat, verschiedene Gegebenheiten kennenzulernen. Und kennenlernen sollte der Cardigan, besonders in seinem ersten Lebensjahr, sehr viel. Ansonsten kann es natürlich auch beim Cardigan vorkommen, dass ihm etwas nicht geheuer ist. Das darf allerdings niemand merken, und ehe der Cardigan mit eingezogener Rute daherkommt, wird dann doch lieber ein lautes Gebelle angestimmt. Gute Sozialisierung und Erziehung sind nicht nur beim Cardigan Voraussetzung für ein harmonisches Verhältnis zwischen Mensch und Hund. Wer all dies berücksichtigt und wem die Charaktereigenschaften zusagen, wird mit einem Cardigan einen angenehmen Familienhund und Begleiter finden.

     
     
Susanne Mahler
© 2012
   
     
     
     
Quellen:
Handbooks der CWCA, 1976 ff.
Book of Champions CWCA 2005
Zuchtbücher des CfBrH, 1974 ff.
Fotos:
v.Blücher, Bösche, Jurrack, Mahler, Niedenzu, Robinot, Rosenfelder